Sozialprodukt

Sozialprodukt
So|zi|al|pro|dukt 〈n. 11; unz.〉 volkswirtschaftliches Nettoprodukt, das sich aus der Summe aller produzierten Güter ergibt; Sy Nationaleinkommen, Volkseinkommen

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So|zi|al|pro|dukt, das (Wirtsch.):
(in Geldwert ausgedrückte) Gesamtheit aller Güter, die eine Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum gewerbsmäßig herstellt (nach Abzug sämtlicher Vorleistungen).

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Sozialprodukt,
 
englisch National Product ['næʃnl 'prɔdʌkt], Wertsumme der in einer bestimmten Periode (in der Regel ein Jahr) in einer Volkswirtschaft produzierten Güter (Waren und Dienstleistungen), eine der zentralen Größen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Das Sozialprodukt bezieht sich auf die von Inländern erstellte Produktion beziehungsweise die dabei entstandenen Einkommen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Leistungserstellung im In- oder Ausland erfolgte. Das Inlandsprodukt umfasst hingegen die im Inland erstellte Produktion, wobei unerheblich ist, ob die Leistungserstellung durch Inländer oder Ausländer erfolgte. Man erhält demnach das Sozialprodukt aus dem Inlandsprodukt, indem man zu diesem die von Inländern im Ausland erzielten Erwerbs- und Vermögenseinkommen addiert und die von Ausländern im Inland erzielten Erwerbs- und Vermögenseinkommen subtrahiert. Ob eine Person Inländer im Sinne der Sozialproduktberechnung ist, hängt nicht von der Nationalität, sondern - von Ausnahmen abgesehen - vom Sitz beziehungsweise Wohnsitz ab.
 
Neben der Unterscheidung zwischen Inländer- und Inlandskonzept spielen bei der Sozialproduktberechnung zwei weitere Abgrenzungen eine wesentliche Rolle: Im Bruttosozialprodukt sind die Abschreibungen noch enthalten; zieht man diese ab, gelangt man zum Nettosozialprodukt. Vermindert man das zu Marktpreisen ausgewiesene Sozialprodukt um den Saldo aus indirekten Steuern und Subventionen, gelangt man zum Sozialprodukt zu Faktorkosten. Das Nettosozialprodukt zu Faktorkosten beschreibt die Summe der den Inländern zugeflossenen Erwerbs- und Vermögenseinkommen und wird deswegen auch als Volkseinkommen bezeichnet.
 
 
Die Sozialproduktberechnung erfolgt unter den Aspekten seiner Entstehung, der Verteilung und der Verwendung. Die Entstehungsrechnung macht deutlich, in welchen Wirtschaftsbereichen beziehungsweise -zweigen das Sozialprodukt erstellt wird. Die Verteilung des Sozialprodukts zeigt zunächst die Ströme der privaten Einkommen (Löhne, Gehälter, Gewinne u. a.) an diejenigen, welche die Produktionsfaktoren zur Verfügung gestellt haben. Bei der sekundären Verteilung (Umverteilung) werden den ursprünglichen Empfängern Teile ihres Einkommens in Form von Steuern, Sozialversicherungsbeiträgen u. Ä. entzogen und - besonders über den Staat - in Form von Renten, Pensionen u. a. an Personen gezahlt, die keine oder nur unzureichende Einkommen aus dem Produktionsprozess beziehen.
 
Die Verwendung des Sozialprodukts weist nur die letzte Verwendung der produzierten Waren und Dienstleistungen nach. Die nicht für den privaten oder den Staatsverbrauch verwendeten Güter werden als Anlagen investiert, oder sie erscheinen als Veränderungen der Vorräte. Der Saldo (die Differenz) zwischen Exporten und Importen von Waren und Dienstleistungen wird in Form des Außenbeitrags nachgewiesen. Die in das Sozialprodukt einbezogenen Güter werden mit ihren Marktpreisen bewertet, sofern solche vorliegen. Wo dies nicht der Fall ist, wie beim Staatsverbrauch, den Vorratsveränderungen und selbst erstellten Anlagen der Unternehmen, erfolgt die Bewertung zu Herstellungskosten.
 
Aufgrund internationaler Empfehlungen stellt das Statistische Bundesamt seit Anfang der 90er-Jahre das Bruttoinlandsprodukt und nicht mehr das Bruttosozialprodukt als umfassendes Maß für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft in den Vordergrund. Quantitativ ist der Unterschied zwischen beiden Konzepten allerdings meist unbedeutend.
 
Eine wichtige Rolle spielt das Sozialprodukt nach wie vor als Wohlstandsindikator. Um intertemporale und internationale Vergleiche zu ermöglichen, ist es notwendig, Verzerrungen auszuschalten, die durch Inflation oder Änderung der Bevölkerungszahl hervorgerufen werden. Daher wird das reale Sozialprodukt je Einwohner als Wohlstandsindikator herangezogen. Aber auch die Aussagekraft dieses Indikators ist aus einer Reihe von Gründen eingeschränkt. So bleiben durch Produktion und Konsumtion hervorgerufene Umweltbelastungen ebenso unberücksichtigt wie die im Bereich der Schattenwirtschaft erzeugten Güter. Reparaturen oder Krankenhausaufenthalte gehen in das Sozialprodukt ein, der vorausgehende Unfallschaden oder die den Krankenhausaufenthalt verursachende Erkrankung dagegen nicht. Ob das Sozialprodukt gleichmäßig oder ungleichmäßig verteilt ist, wird ebenso wenig berücksichtigt wie außerökonomische Faktoren (z. B. Gerechtigkeit, Freiheit, gesellschaftliche Toleranz), die für den Wohlstand einer Nation aber zweifellos relevant sind. Diese und ähnliche Kritik am Sozialprodukt als Wohlstandsindikator haben zur Entwicklung alternativer Konzepte (z. B. verschiedene Sozialindikatorenmodelle, Human Development Index, umweltökonomische Gesamtrechnung) geführt; allerdings weisen auch diese Ansätze erhebliche Defizite auf.
 
 
D. Krafft: Wirtschaftskreislauf u. S. (1994);
 U.-P. Reich u. A. Braakmann: Das S. einer Volkswirtschaft (1995);
 M. Frenkel u. K. D. John: Volkswirtschaftl. Gesamtrechnung (31996).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Wirtschaftswachstum: Zusammenspiel vieler Faktoren
 

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So|zi|al|pro|dukt, das (Wirtsch.): (in Geldwert ausgedrückte) Gesamtheit aller Güter, die eine Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum gewerbsmäßig herstellt (nach Abzug sämtlicher Vorleistungen): Der Anteil des Goldes am südafrikanischen S. wird hoffnungslos überschätzt. Er liegt heute nur noch bei knapp 5% (HB 18. 6. 99, 30).

Universal-Lexikon. 2012.

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